Thesen zum 22. Stadtgespräch Wasser bewegt Berlin

Was könne wir tun, um der Trockenheit zu begegnen? Wie können wir mit ihr leben?

Wir haben einige Handlungsoptionen zusammengestellt, die wir am 19. September diskutieren wollen.

Thesenpapier (PDF) der Initiative Wasser bewegt Berlin:

Regionale Wasserkrise im globalen Treibhaus – was ist in Berlin und Brandenburg zu erwarten?

Thesenpapier zum 22. Stadtgespräch Wasser bewegt Berlin an 19. September 2019

Zwei trockene Jahre liegen hinter uns, seit August 2018 wurde nur in 5 Monaten die langjährigen Niederschlagsmittel erreicht, die anderen Monate hatten weit unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen (Quelle: DWD). Dies traf zusammen mit fast durchwegs erhöhten Temperaturen und führte zu einer flächendeckenden Trockenheit in der Region. Dies deckt sich – leider – mit den Klimamodellen. Wir müssen uns einstellen auf:

  • Rückläufige Jahresmengen der Niederschläge mit möglicherweise Häufung der niederschlagsarmen Zeit in den Wachstumsphasen der Pflanzen
  • Zugleich lokale Starkniederschlagsereignisse
  • Erhöhte Temperaturen
  • Lang andauernde, stabile Wetterlagen mit Hitze und Trockenheit

Welche Auswirkungen hat dies? Was ist zu tun?

Trinkwasserversorgung

Sinkende Grundwasserstände und rückläufige Abflüsse in Spree, Havel und Oder stellen die derzeitigen Versorgungssysteme auf den Prüfstand. Dies trifft zusammen mit dem Stopp des Braunkohleabbaus 2030 und den dadurch bewirkten Wegfall der Sümpfungswässer in der Spree. Hinzu kommt in Berlin der Bevölkerungszuwachs und dadurch zu erwartender erhöhter Wasserverbrauch bei extremer Hitze Ist die Versorgung auch in Zukunft gesichert? Müssen neue Fassungen erschlossen werden? Welche Vorsorge muss bereits heute angeschoben werden?

Wir meinen:

  • Die Mehrfachnutzung von Wasser (Grauwassernutzung) kann helfen, den Bedarf zu verringern.
  • Die Grundwasseranreicherung ist ausbaufähig.
  • Der sparsame Umgang mit Wasser ist zu fördern.

Siedlungswasserwirtschaft und Stadtklima

Starkregenereignisse führen zu Schäden an Infrastruktur und Eigentum. Die Überläufe der Mischkanalsysteme schaden den Gewässern. Hitzeperioden belasten die Bevölkerung. Reichen die Kanalsysteme, um die Starkregenereignisse abzuleiten? Ist die Ableitung des Regenwassers noch zeitgemäß? Ist Kreislaufführung und Mehrfachnutzung ein gangbarer Weg?

Wir meinen:

  • Niederschlagswasser gehört nicht in den Kanal, sondern in den Boden! Versickerung und Entsiegelung auch im Bestand sind zu fördern.
  • Die Rückhaltung in Freiflächen und zur Irrigation von Stadt- und Gebäudegrün trägt durch Verdunstung zur Kühlung der Stadt bei.
  • Begrünungsmaßnahmen an und auf Gebäuden sowie Baumpflanzungen verbessern das lokale Klima.
  • Die Rückführung gereinigten Abwassers in die Landschaft ist zumindest für Berlin auszubauen.

Landschaft und Wasserhaushalt

Wasser wird zunehmend knapp, selbst „Steppengräser“ wie der Weizen zeigen sinkende Erträge. Feldkulturen mit hohem Wasserbedarf (wie Mais) belasten zusätzlich den Wasserhaushalt. Die Boden-Erosion nimmt auch aufgrund extremer Wetterlagen zu. Auch die märkischen Wälder kommen an ihre Grenzen, insbesondere monokulturell angelegte Forste. Bereits jetzt zeichnet sich in vielen Gebieten ein breitflächiges Waldsterben aufgrund der Niederschlagsarmut ab. Hinzu kommt eine steigende Anfälligkeit für Schädlinge und Waldbrände. Seen und Flüsse drohen auszutrocknen.

Wir meinen:

  • Die landwirtschaftliche Praxis muss dem sich ändernden Klima angepasst werden. Die Anbauformen müssen dem veränderten Wasserhaushalt und zu erwartenden extremen Wetterlagen angepasst werden.
  • Weiträumige Agrarsteppen sind in kleinräumig gestaltete Landschaftsräume mit Randstreifen und Windschutzhecken umzugestalten.
  • Die Entwässerung der Niederungen für die landwirtschaftliche Nutzung sollte möglichst eingestellt werden.
  • Waldumbau zu einem naturnahen Mischwald trägt zur Klimaresilienz bei und ist auch eine Maßnahme zum Brandschutz.
  • Maßnahmen zur Erhaltung der Feuchtgebiete sind zu verstärken.
  • Bei der Planung der künftigen Gestalt der Braunkohlerestlöcher ist die Größe der geplanten Wasserflächen kritisch zu hinterfragen, da die Verdunstung kritische Ausmaße annehmen kann.
  • Festlegung der zulässigen Höchstmengen für Trinkwasserfassungen unter Beachtung der örtlichen Gegebenheiten und Naturschutzziele.

Mit diesen Maßnahmen muss zügig und umfassend begonnen werden, um die Auswirkungen der Klimakrise in Grenzen halten zu können.

Initiative „Wasser bewegt Berlin“
c/o Stiftung Zukunft Berlin
Klingelhöferstraße 7
10785 Berlin
www.wasser-bewegt-berlin.de
mueller@wasser-bewegt-berlin.de