Zusammenfassung des 8. Stadtgespräch Wasser am 17. Dezember 2012 im Energieforum Berlin

Das 8. Stadtgespräch „Wasser bewegt Berlin“ fand zum Thema „Energiewende mit Wasser? Geothermie und Abwasser als Wärmequelle“ am 17. Dezember 2012 im Energieforum Berlin statt.

Nach Vorträgen zu Nutzung der Geothermie und der Abwasserwärme, den  Anwendungsmöglichkeiten und Praxiserfahrungen aber auch der Risiken für das Grundwasser diskutierten die rund 150 Teilnehmer mit den anwesenden Experten die verschiedenen Aspekte des spannenden Themas

Die Sanierung der Altbauten wurde als Chance für die Rückgewinnung von Energie aus Wasser in Haushalten gesehen, da die erforderlichen zusätzlichen Leitungsstränge für die Trennung des warmen Grauwassers (Brauchwasser aus Waschbecken, Maschinen etc.) von den Toilettenabwässern dabei mit eingeplant  werden können. Dies steht jedoch nicht im Fokus der großen Wohnungsbauunternehmen, da Vorbehalte bei der Wartung und Wirtschaftlichkeit bestehen.

Die Rückgewinnung von Wärme aus Haushalten und aus dem Abwasser in der Kanalisation sind je nach Standortbedingungen keine Konkurrenz. Falls eine energetische Nutzung des Abwassers mit einer dezentralen Aufbereitung und ggf. Wiederverwertung verbunden werden soll, muss der Aspekt der Reststoffe und der Zurückgewinnung von bspw. Phosphor aus dem Abwasser betrachtet werden. Dies beträfe allerdings vor allem das sog. Schwarzwasser  aus den Toiletten, das bei der haushaltsnahen Wärmerückgewinnung nicht geeignet ist. Die Teilnehmer waren sich einig, dass für eine klare Kosten-Nutzen-Analyse noch langjährige Evaluierungen erforderlich sind.

Dem gegenüber wurde die Rückgewinnung von Energie aus Wasser im öffentlichen Bereich aus technischer Sicht als weniger kritisch eingeschätzt. Es wurde hauptsächlich die Nutzung der vorhandenen Netzwerke in Berlin und die Frage nach der Nutzung schon vorhandener Potentiale diskutiert. Auch hier ist noch bspw. die Integration der erforderlichen Wärmepumpen in die Gebäudetechnik zu optimieren. Da keine Umweltrisiken im Bereich der Abwasserwärme von den Anwesenden gesehen wurden, wurde eine Reformierung des Abwasserrechts angeregt, um eine praktische Nutzung zu befördern.

Nach Aussage der BWB muss für eine wirtschaftliche Nutzung der Wärme aus der Kanalisation eine Leistung von 60 kW aufwärts je Anlage umgesetzt werden, was eine ausreichende Zahl von Abnehmern voraussetzt. Es liegen bereits Planungshilfen vor, aus denen geeignete Gebiete in Berlin abgeleitet werden können. Deutlich wurde, dass für die Nutzung des hohen Potentials der Abwasserwärme im urbanen Siedlungsraum die Schnittstellen insbesondere zwischen Planern und vorhandenen Abwasserkonzepten noch stark ausbaufähig sind. Es wurden quartiersbezogene Planung zur Energiegewinnung- und nutzung angeregt, um die bestmögliche (nachhaltige) Ressourcennutzung zur Wärmegewinnung eines Quartiers zu erreichen. Hier wurde eine neutrale Beratungsstelle gefordert, die keine eigenen Interessen vertritt.

Die Chancen und Risiken der oberflächennahe Geothermie (OGT) in Berlin wurden kontrovers diskutiert, obwohl eine große Chance für eine CO2-freie Wärmeversorgung der Stadt in der jahreszeitlich unabhängigen Geothermie gesehen wurde. Allerdings gehen die Schätzungen über des Potential weit auseinander, das Energiekonzept der Berliner Energieagentur geht von 49 % des langfristigen Wärmebedarfs aus, die Berliner Wasserbehörde von 0,6 %! Nicht unterschätzt werden dürfen auch die Risiken, die sich mit den Rohrbohrungen und ihren Abdichtungen stellen. Schon jetzt werden jährlich 300 – 400 Erlaubnisse pro Jahr erteilt, eine Kontrolle gestaltet sich schwierig.

Am Thementisch wurde gemeinsam der Vorschlag erarbeitet, zum ersten nur bezüglich der Risikovermeidung zertifizierte Betriebe für die zur OGT erforderlichen Tiefenarbeiten zuzulassen und zum zweiten die Betreiber von Anlagen zu verpflichten, in festzulegenden Zeitintervallen eine Überprüfung ihrer Anlage in Auftrag zu geben – quasi einen OGT-TÜV. Zusätzlich wurde vorgeschlagen, den Betrieb von OGT-Anlagen mit einer Sanierung von Kontaminationen des Grundwasserleiters zu verbinden. In diesem Fall wären Geothermie und Grundwasserschutz kein potentieller Konflikt, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum beiderseitigen Nutzen.

Bei den Praktischen Schritten in der Nutzung von Geothermie wurden als Kernfragen die Informationsvermittlung und die Kosten einschließlich der Betriebskostenentwicklung in der Zukunft identifiziert. Es wurde klar, dass bei der Entscheidung vor allem die Investitionskosten im Vordergrund stehen, die Entwicklung der Energiepreise jedoch unzureichend einbezogen wird. Auch die Suche nach geeigneten Fachfirmen gestaltet sich meist schwierig, ist jedoch von entscheidender Bedeutung, da die Haltbarkeit der Anlagen wesentlich über die Wirtschaftlichkeit entscheidet. Dies betrifft nicht nur die technische Seite (Reparatur und Austausch), sondern auch die Risiken für das Grundwasser bei fehlerhaften Abdichtungen und Leckagen.

Allgemein ist das Wissen bei Genehmigungsbehörden, Planern und Fachfirmen oft noch unzureichend, so dass die Geothermie sich in der Praxis nur zögerlich verbreitet. Neben der Qualifizierung der Beteiligten wurden Zertifizierungen (Gütesiegel) ebenso vorgeschlagen wie die Entwicklung von Versicherungsmodellen, die der komplizierten Haftungssituation bei Schäden gerecht werden.